Fraktion vor Ort auf der Polizeiwache Mitte

Anja Engelhardt, Claus Rudel, Christian Mechnich und Dietmar Thieser ließen sich von Norbert Kliem die Wache und die Fahrzeuggarage im ehemaligen Atombunker zeigen.

 

 

Vier Jahre ist es jetzt her, dass die Wache der Polizei von der Prentzelstraße in ihr neu geschaffenes Domizil an der Bahnhofstraße gezogen ist. Seither verfügen die Polizistinnen und Polizisten im Erdgeschoss des Parkhauses über zeitgemäße und ausreichend Große Räumlichkeiten. „Wir fühlen uns hier nach wie vor wohl und gut aufgehoben“, bestätigte der stellvertretende Wachleiter Norbert Kliem kürzlich Mitgliedern unserer Ratsfraktion, die der Wache im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Fraktion vor Ort“ einen Informationsbesuch abgestattet hatten. Norbert Kliem gab viele Erläuterungen und führte durch die Wache, die natürlich rund um die Uhr besetzt ist und wo alle Fäden zusammenlaufen. Durch die Büros der Kollegen, die Sozialräume und nicht zuletzt ins Untergeschoss, wo die Fahrzeuge und die Motorräder der Kradstaffel sehr sicher abgestellt werden können. Denn bei der Führung war schon aufgrund der schweren und dicken Stahltüren nicht zu übersehen, dass es sich hier nicht um eine normale Garage handelt.

Denn das frühere Aral-Parkhaus mit Tankstelle hat eine Vorgeschichte. Im Zuge der forcierten Luftschutzplanungen während des „Kalten Kriegs“ sollten auch in Hagen ab 1960 öffentliche Schutzräume angelegt werden. Als 1962/63 mit den Planungen des Parkhauses begonnen wurde, hatte zuletzt die „Kubakrise“ gezeigt, wie schnell ein globaler Konflikt entstehen konnte. Da das Baugrundstück ein ehemaliges bombenzerstörtes Gebäude besaß, also ein Trümmer- und Ruinengrundstück war, sahen die Bauplaner dadurch einen reduzierten Kostenaufwand für den Bunker. Der Bau wurde auf eine Aufnahmekapazität von 1655 Personen bzw. in „Friedensnutzung“ als Parkraum für 25 Pkw ausgelegt. Im ersten Raum sollten im Verteidigungsfall 800, im zweiten Raum 855 Menschen untergebracht werden.
Eine Fahrrampe mit zwei Großtoren sowie fünf Schleusen ermöglichten einen schnellen Zugang. Die Wand- und Deckenstärken betragen 110 cm, das darüber liegende mehrgeschossige Parkhaus für 344 Pkw sollte als „Puffer“ wirken. Verwendet wurde eine Stahlbetonkonstruktion mit einer Wand- und Deckenbelastung von bis zu 30 t / Quadratmeter. Die Belastbarkeit durch Sogwirkung nach Kernwaffenexplosion betrug 2 Tonnen.

Seine Funktionstüchtigkeit musste dieser Atomschutzraum glücklicherweise niemals unter Beweis stellen und dient eben heute der Wache Mittelstadt als Garage.

Nach der Besichtigung der schnittigen Motorräder ging es von dort wieder zurück in die Wache, wo sich die Gelegenheit bot mit Wachleiter Raimund Riedl über die sicher nicht leichte Arbeit der Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen. Leider, so Riedl, mangele es vielen Menschen immer mehr an Respekt und an einem fairen und menschlichen Umgang miteinander. Heute vergehe kaum ein Tag, an dem eine Beamtin oder ein Beamter nicht beleidigt werde. Das gelte aber nicht nur für das Bahnhofsviertel, in dem man mit zahlreichen Maßnahmen gegen Kriminalität ankämpfe und für mehr Sicherheit sorge. Raimund Riedl machte deutlich, dass die Platzierung einer Wache in der unmittelbaren Nähe eines Brennpunktes nicht ausreiche, um alle Probleme schnell zu lösen. Dazu bedürfe es vieler Maßnahmen und der Zusammenarbeit aller Kräfte einer Stadt, die mit dem Thema betraut sind. In Zukunft, so Riedl, werden Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei auch wieder gemeinsam auf Streife gehen.

Darüber hinaus wird auf Anregung des Ausschusses für Umwelt, Sauberkeit, Sicherheit und Mobilität am 19. März 2020 um 16 Uhr im Kultopia unter dem Titel „Sicherheit und Sauberkeit am Bahnhofsplatz“ ein Workshop veranstaltet, zu dem HEB, WBH, Landes- und Bundespolizei, Straßenbahn, die Deutsche Bahn, die SIHK, der Parkhausbetreiber Q-Park, der Einzelhandel, Ordnungsamt, Streetworker und nicht zuletzt auch die Kommunalpolitiker eingeladen sind.