Musikalische Lesung der SPD Hagen am Europatag: „Warum ich Nazi wurde“

Einen ergreifenden Abend bescherte der Hagener SPD-Ratsherr Sven Söhnchen „seinen“ Genossinnen und Genossen sowie zahlreichen Gästen zum Europatag. Während Söhnchen aus dem Buch „Warum ich Nazi wurde…“ von Wieland Giebel liest, spielt sein Kollege Björn Nonnweiler dazu einfühlsam klug ausgewählte Musikstücke. „Wer die Gelegenheit hat: Unbedingt hingehen!!!“, resümiert der Hagener Parteivorsitzende Timo Schisanowski.

 

Im Herbst 2018 erschien im Berlin-Story-Verlag das Buch „Warum ich Nazi ich wurde“ mit den Biografien früherer Nationalsozialisten. Über 600 Menschen folgten 1934 einem Preisausschreiben des amerikanischen Professors Theodore Abel und fixierten schriftlich ihre Gründe, welche sie damals veranlasst hatten, sich den Nazis anzuschließen. Abel wollte wissen, wer diese Menschen sind und wie die Hitler-Bewegung in ihr Bewusstsein trat. In diesem Buch geht es um die große Menge kleiner Nazis. Die Sammlung gilt als eine der wertvollsten Primärquellen zur Frage, warum Menschen zu Nazis wurden und was zu ihrer Radikalisierung beitrug.

 

Der Journalist Wieland Giebel hat die Schreiben aufbereitet und zu einer Zeit veröffentlicht, in der weltweit erneut zunehmend der Wunsch nach einer starken Führung, einem Führer, zu verzeichnen ist. Die Vorstellungen der Menschen in der damaligen Zeit zeigen Verbindungen zur heutigen Zeit auf. Als Herausgeber des Buches hat Giebel sein Einverständnis für Lesungen durch den Hagener SPD-Ratsherrn Sven Söhnchen gegeben.

 

„Ganz „normale“ Menschen schrieben, so verrückt das klingt, schon kurz nach der Machtergreifung in eigenen Worten auf, warum sie für die Ideen und Ideale der NSDAP brannten, warum sie Hitler bewunderten und warum sie sich von der Demokratie nichts erwarteten“, erklärt Söhnchen. „Erschreckend sind die Banalität und Beiläufigkeit, aber auch der Fanatismus, die Gewaltbereitschaft und der blinde Antisemitismus, der in die große Katastrophe führte.“ Die ausgewählten Texte zeigen eindrücklich, wie verletzter Nationalstolz und die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor allem aber auch ein völlig irrationaler, von manipulativen Kräften geschürter Hass auf alles Fremde damals die Grundlage für die Strategie der Nationalsozialisten bildeten.

 

Als wären die biografischen Textpassagen allein nicht schon eindrucksvoll genug, so sorgt Björn Nonnweiler mit seinen musikalischen Beiträgen für weitere emotionale Höhepunkte. Bei „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader und vor allem „Die Kinder von Izieu“ von Reinhard Mey darf man sich der Tränen nicht schämen, bei „Bella Ciao“ (natürlich nicht in der unerträglichen Party-Version) singt man solidarisch mit.

 

Timo Schisanowski, der Hagener SPD-Vorsitzende, fasst die Reaktionen auf der anderen Seite des Lesepults zusammen: „Man sitzt betroffen im Publikum und denkt an die Aktualität in der heutigen Zeit. Der Nährboden ist der gleiche, die manipulativen Kräfte ebenso. Nur statt NSDAP heißen die Gegner unserer Demokratie heute anders!“

 

Auch wenn deutliche Parallelen zur heutigen Zeit gezogen werden können, Antworten auf die Frage, mit welchen Mitteln der Rechtsruck in Deutschland und Europa gestoppt werden könnte, gibt es pauschal nicht. Aber die musikalische Lesung mit Sven Söhnchen und Björn Nonnweiler regt zum Nachdenken an, rüttelt auf und mahnt zur Wachsamkeit. Timo Schisanowski regt an, dass möglichst viele SPD-Gliederungen dieses Veranstaltungsformat in ihren Kalender aufzunehmen: „Wer die Gelegenheit hat, sollte sich das unbedingt anhören!“

 

Herausgeber: Wieland Giebel

ISBN: 978-3-95723-129-1

Verfügbarkeit: erschienen im September 2018

Umfang: 930 Seiten, Preis: 49,95€

 

Kontaktaufnahme für Leseanfragen:

Sven Söhnchen, Goethestr. 6, 58089 Hagen

Mobil: 0178 4420004, Tel.: 02331 7394923, Mail: ratsherr@nullsoehnchen.eu