Ev. Pflegedienste Mark-Ruhr: MdL Hubertus Kramer absolvierte Tagespraktikum

Noch bevor der Berufsverkehr früh morgens in Hagen einsetzt, ist das Team der ambulanten Pflege der Diakonie Mark-Ruhr schon auf den Beinen. Draußen ist es noch dunkel, da treffen sich die Mitarbeitenden der Diakoniestation Haspe zur morgendlichen Besprechung. Heute nimmt ein ganz besonderer Gast hieran teil: der heimische Landtagsabgeordnete Hubertus Kramer (SPD). Er begleitet das Team der Diakoniestation einen Tag lang als „Praktikant“, um hautnah und direkt mitzubekommen, was es bedeutet, in der ambulanten Pflege zu arbeiten.

Im Rahmen der Aktion „Mehr Zeit für Pflege“ der Landesarbeitsgemeinschaft der NRW-Wohlfahrtsverbände hat sich die Diakonie an die Landespolitik gewandt, um für eine angemessene Vergütung und vor allem für mehr Zeit in der Pflege zu kämpfen. „Die meisten Menschen möchten auch dann zu Hause bleiben, wenn sie pflegebedürftig werden bzw. Leistungen der häuslichen Krankenpflege benötigen. Auch die Losung der Politik lautet seit Jahren: ambulant vor stationär. Doch damit der gesellschaftspolitisch gewollte Vorrang der Versorgung im eigenen Zuhause und im gewohnten Umfeld gelebte Realität sein kann, muss die Situation in der ambulanten Pflege dringend verbessert werden“, sagt Regina Mehring, Geschäftsführerin der Ev. Pflegedienste der Diakonie Mark-Ruhr. Abgerechnet wird dabei nach der Art der Leistung – unabhängig von Zeit und Aufwand, die die Leistungserbringung, etwa der Wechsel eines Verbands, mit sich bringt. „In den letzten zehn Jahren sind die Kosten in den ambulanten Diensten stark gestiegen. Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften, engere Tourenplanung und damit immer weniger Zeit für Patienten sind die Folge dieser Unterfinanzierung der Pflegedienste. Trotzdem sind wir zu jeder Zeit sehr bemüht, die erforderliche Zeit für unsere Patienten zu finden, denn letztlich stehen sie mit ihren Bedürfnissen klar im Vordergrund.“

Davon konnte sich Hubertus Kramer jetzt selbst ein Bild machen. Gemeinsam mit der stellvertretenden Pflegedienstleiterin Veronika Lorenz führte ihn der erste Weg zu einer Patienten, die nach einem Schlaganfall auf die Pflege angewiesen ist. Eine knappe Dreiviertelstunde soll der frühmorgendliche Besuch dauern. Doch schon bei der Parkplatzsuche vergeht wertvolle Zeit. „Ich habe mir im Vorfeld gar keine Gedanken darüber gemacht, das selbst solch vermeintliche Kleinigkeiten wie die Parkplatzsuche zu einer echten Stresssituation für die Mitarbeitenden werden können“, so Hubertus Kramer. Nachdem die 90-Jährige fit für den Tag gemacht wurde geht es mit schnellem Schritt zurück zum Auto – die nächste Patientin wartet, jetzt gilt es Kompressionsstrümpfe zu wechseln. Nach erledigter Arbeit und einem netten Plausch im Wohnzimmer wartet schon der Nächste. Jetzt steht ein Verbandwechsel an; ohne die ambulante Pflege müsste der Patient hierfür jeden Tag extra ins Krankenhaus fahren – und das über Wochen. Ohnehin wird an diesem Tag einmal mehr deutlich, welch große Wertschätzung der Mitarbeitenden der ambulanten Pflege täglich für ihre Arbeit genießen. Nach einem stressigen und langen „Pflegetag“ hält Hubertus Kramer fest: „Ich habe heute einen neuen Einblick erhalten und mein Bewusstsein für den Pflegeberuf wurde geschärft. Man muss sich in der Tat überlegen, wie man die ambulante Pflege besser aufstellen kann und wie man Patient, Beschäftigter und Träger in einen guten Einklang bringen kann. Es ist beachtlich, was geleistet wird, aber auf Dauer wird das so nicht weiter funktionieren“, erkennt der SPD-Politiker. „Wir müssen uns überlegen, wie wir uns Pflege in Zukunft vorstellen, auch mit Blick auf die demographische Entwicklung.“

Auch ein weiteres Problem haben Veronika Lorenz und Pflegedienstleiterin Christiane Schmadel angesprochen – das hohe Maß an Bürokratie. „Wir müssen jeden einzelnen Handgriff dokumentieren, das kostet viel Zeit.“ Laut einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2009 muss ein Pflegedienst von vier Stellen fast eine Stelle für Verwaltungstätigkeiten der Kassen aufwenden. Diese Zeit wird nicht von den Krankenkassen bezahlt und fehlt wiederum den Patienten. „Dinge wie ein Getränk holen oder mal ein Stück Kuchen mitbringen, schreiben wir gar nicht erst auf, das machen wir gerne, weil wir durch die Bank ein gutes und enges Verhältnis zu unseren Patienten pflegen.“ Bereichsleiter Marc Asbeck ist es in diesem Zusammenhang noch einmal wichtig hervorzuheben, dass es der Diakonie keineswegs ausschließlich darum gehe, Gewinne zu erzielen. „Aber unserer Arbeit muss sich unterm Strich tragen“, stellt er eine bescheidene Forderung. „Wir hatten in den letzten Jahren steigende Personal- und Sachkosten, aber keine zusätzlichen finanziellen Mittel. Trotzdem sind wir unseren hohen Qualitätsstandards gerecht geworden. Aber eben nur unter erheblichen Zeitproblemen.“ Und das soll sich künftig ändern. Im Sinne der Beschäftigten und natürlich im Sinne der Patienten.