


Müntefering besucht Hasper Genossen
Franz Müntefering, ehemaliger SPD-Parteivorsitzender und Bundesminister a.D., ist nach wie vor Zugpferd seiner Partei – und dementsprechend groß war das Interesse bei seinem Besuch der Hasper Genossen im Alten Stadtbad am Freitag.
Dort ging es nach einem Vortrag über "Programmpartei mit Regierungsanspruch" in einer Gesprächsrunde um die Grundsatzprogramme der SPD.
(Stadtanzeiger Hagen vom 13.03.2011)
Münte bleibt rege – solange der Kopf klar ist
Hagen. Es ist ruhig geworden um Franz Müntefering, zwei Jahre nach dem Abschied aus der Regierung haben in seiner SPD andere die Funktion des Sprachrohrs übernommen. Den Begriff Polit-Rentner aber mag der ehemalige Vizekanzler nicht hören, stellte er am Freitagnachmittag im Alten Stadtbad Haspe klar. Immerhin ist er noch Abgeordneter des Bundestages und: Solange der Kopf klar ist, hat man Verantwortung.
Wehender roter Schal, schwarzer Mantel, Aktentasche und ein zielstrebiger Gang. Man könnte meinen, Müntefering sei auf dem Weg ins Berliner Kanzleramt, stünde nicht in Sichtweite die Eversbusch-Brennerei. Auf Einladung des SPD-Unterbezirks Hagen baut er sich hinter dem Rednerpult auf. Und was hat der Ex-Minister den Hagener Genossinnen und Genossen zu sagen? Genug, um am Ende 18 Minuten und 57 Sekunden Redezeit zu überziehen, wie er selbstkritisch anmerkt.
Er scheint etwas weniger angriffslustig ohne Kameras und Mikrofone, denkt nach über eine Zukunft ohne ihn und seine Generation. Wir müssen ein hochleistungsfähiges Land bleiben, das heißt: Bildung, Bildung, Bildung, fordert er: Nicht meckern über Kinder, die wir nicht haben, sondern kümmern um Kinder, die wir haben.
Mit Blick auf den demografischen Wandel will er qualifizierte Zuwanderung, und zwar bis zu 100 000 Menschen pro Jahr. Den älteren Genossen gibt er mit erhobenem Zeigefinger zu bedenken: Wir müssen kapieren, dass die Demokratie kein Schaukelstuhl ist und die Potenziale des Alters nutzen. Zielsicher kommt Münte in seinem Stegreif-Referat auch den Hagenern entgegen. Bankrotte Kommunen sind ein systemisches Problem, ruft er. Alles, was an Geld nicht in Jugendarbeit gesteckt wird, bezahlen nachher die JVAs! Die Kommunen jedenfalls dürften nicht zum Kellergeschoss der Republik werden, ergänzt der Mann der klaren Worte. Es sei eine randständige Form der Demokratie, bemängelt er mit Blick auf den Hagener Nothaushalt, wenn Stadträten verboten wird, über das zu entscheiden, wofür sie gewählt wurden. Applaus, anerkennendes Kopfnicken. Dann übernimmt der SPD-Männerchor.
(Westfälische Rundschau, Hagener Lokalteil vom 14.03.2011)