
Wer weniger als zwei Drittel des Durchschnittslohns bekommt, gilt laut OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) als Geringverdiener. In den alten Bundesländern liegt die Grenze bei 9,61 Euro brutto je Stunde; in den neuen Bundesländern bei 6,81 Euro. In 2006 mussten 1,9 Millionen Arbeitnehmer mit höchstens 5,00 Euro brutto je Stunde auskommen. Das waren 400.000 mehr als noch zwei Jahre zuvor.
"Die Stundenlöhne eines Niedriglöhners sind in den vergangenen zwei Jahren weiter gesunken", so Gerd Homm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im SPD-Unterbezirk Hagen. "In den alten Bundesländern schmolzen die Bruttolöhne von 7,25 auf 6,89 Euro. In den neuen Bundesländern von 5,48 auf 4,86 Euro pro Stunde. Die Erwartungen der Bundesregierung, dass mit einer größeren Lohnkluft mehr Beschäftigung entstehe, haben sich nicht erfüllt. Die Arbeitslosenquote bei Geringqualifizierten ist in Deutschland höher als in anderen europäischen Ländern, die im übrigen überwiegend Mindestlöhne haben."
Es gebe aber immer mehr vollzeitbeschäftigte Geringverdiener, so Homm. Betroffen seien aber nur zum kleinen Teil so genannte Geringqualifizierte. Zwei Drittel der Beschäftigten im Niedriglohsektor würden trotz einer guten Berufsausbildung schlecht bezahlt. "Bei einem Jobwechsel müssen sich viele Menschen mit niedrigeren Löhnen begnügen", so Homm. "Der Druck entsteht dabei auch durch den Faktor Hartz IV, wenn Arbeitslose tendenziell praktisch jede Arbeitsstelle annehmen müssen, egal wie gut oder schlecht sie bezahlt wird."
Besonders betroffen im Niedriglohnsektor seien vor allem die Verkäufer im Einzelhandel, Blumenverkäufer, das Friseurgewerbe, Wachleute aus der Sicherheitsbranche und Menschen, die in der Gastronomie oder im Hotelsektor arbeiten. Homm: "Zwei Drittel im Niedriglohnsektor sind Frauen. Das hat was mit Diskriminierung zu tun. Sie verdienen im Schnitt bis zu 23 Prozent weniger als Männer." Die Forderung der AfA – "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" – bleibe daher weiterhin bestehen.