„Leistungen sollen sich endlich lohnen“

Der Vorschlag des Vize der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH), Volker Bald, das "Leistungsentgelt" einfach an den Krankenstand zu koppeln, ist mal wieder typisch. Hier macht es sich jemand hinter seinem Schreibtisch etwas zu einfach.

Statt das häufigere Aufkommen gelber Scheine bei den Reinigungskräften in aller Öffentlichkeit zu kritisieren, sollte er erst einmal hinterfragen, warum das überhaupt so ist. Dafür müsste er sich allerdings mit den Betroffenen an einen Tisch setzen, was übrigens die Pflicht eines verantwortungsbewussten Vorgesetzten wäre.

Die Arbeit der Reinigungskräfte mit der aller anderen städtischen Beschäftigten zu vergleichen und aufzurechnen, ist unüberlegt und unpassend. Jemand, der acht Stunden täglich in seinem Büro sitzt und seinen Job erledigt, "leistet" ja wohl etwas anders und meist bequemer seine Arbeit als jemand, der anschließend Büros und Flure unter teilweise enormen zeitlichen Druck wischen muss. Kann es nicht vielleicht sogar sein, dass der höhere Krankenstand unter den Reinigungskräften vielleicht auch deshalb zustande kommt?

Nun will der GWH-Vize versuchen, die Zahl der Krankmeldungen dadurch zu verringern, dass er das Leistungsentgelt an den Krankenstand koppelt. Doch werden die Beschäftigten dadurch wirklich seltener krank? Nein! Sie werden sich durch eine solche Regelung nur einfach seltener krank melden, ihre Krankheiten wohlmöglich verschleppen und dadurch ihre Gesundheit langfristig gesehen mehr gefährden. Das ist Personalpolitik zu Lasten kranker Menschen – der Vorschlag ist anmaßend, unsozial und unterverantwortlich.

Herr Bald, legen Sie Ihre Idee da hin, wo sie hin gehört: In das runde Gefäß unterhalb ihres Schreibtischs. Irgendeine Putzfrau wird sich schon finden, die sich angemessen darum kümmert – auch bei einem Krankenstand von 10,5 Prozent.